Corona-Pandemie

Impfstoff-Dossier

Im Kampf gegen Corona zählt jeder Tag. Und natürlich muss so schnell wie möglich so viel Impfstoff wie möglich produziert werden. Wo wird dieser Impfstoff produziert? Wie sind die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten? Und was müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Thema Impfen wissen?

FAQ ZUR CORONA-SCHUTZIMPFUNG
IMPFEN UND TESTEN: WAS GILT FÜR ARBEITNEHMERINNEN UND ARBEITNEHMER?

Wir beantworten wichtige arbeitsrechtliche Fragen rund um die Impfung und Testung auf Corona-Viren.

Impfoffensive gegen COVID-19

IG BCE fordert "solidarischen Impf-Kraftakt"

„Einen großen solidarischen Impf-Kraftakt“ unter Einbeziehung der Haus- und Betriebsärzte fordert die IG BCE angesichts wieder steigender Corona-Infektionszahlen und eines absehbar stark anwachsenden Angebots an Impfdosen.

Muster-Betriebsvereinbarung zu Corona-Schnelltests

Die Betriebe sind angehalten, sich aktiver an der „Corona-Teststrategie“ zu beteiligen. So sollen zukünftig vermehrt freiwillige Corona-Schnelltests durch den Arbeitgeber angeboten und bezahlt werden. Die IG BCE stellt eine Muster-Musterbetriebsvereinbarung als Regelungsgrundlage zur Verfügung.

Hier entstehen die Impfstoffe

Noch nie wurde Impfstoff in solchen Mengen in so kurzer Zeit hergestellt, wie er jetzt gebraucht wird. Für die neue Impfstoffgeneration (mRNA) kommt hinzu, dass sie auf einer Technologie aufbaut, die noch gar nicht im industriellen Maßstab eingesetzt wurde. Voraussetzung für dieses biotechnologische Verfahren sind hochspezialisierte Anlagen mit Komponenten, die wie die Impfstoffe selbst erst noch entwickelt und zusammengebaut werden mussten. 

Wenn sie dann sozusagen »in Handarbeit« gebaut sind, müssen diese Fertigungsanlagen von Behörden zertifiziert und zugelassen werden, genauso wie jede Erweiterung. An diesen Anlagen arbeiten Fachkräfte, die für diese Produktion spezielles Know-how erwerben und dazu aufwendig geschult werden müssen. IG-BCE-Betriebsräte sprechen von mindestens drei Wochen Training.

Impfstoffproduktion
Foto: © Sanofi

Noch sind allerdings die Zulieferketten für mRNAImpfstoffe nicht auf Massenproduktion ausgerichtet. Das macht sich aktuell vor allem in Engpässen bei Zusatzstoffen, wie Lipiden und synthetischem Cholesterin, bemerkbar. Um den Impfstoff abzufüllen, sind weitere Zulieferungen erforderlich, wie etwa Spritzen und Glaskanülen. Wenn erst einmal die Massenimpfungen starten, ist ohne weitere Maßnahmen selbst bei solchen eher einfachen Zuliefer-Produkten mit Engpässen zu rechnen.

Um diesen enormen Aufwand zu bewältigen, haben die Pharma-Unternehmen Allianzen aus Entwicklern und Produzenten gebildet. Das alles zeigt: Eine Aufgabe diesen Ausmaßes lässt sich nur in enger Kooperation aller Beteiligten bewältigen.

Impfstoff-Karte

1) Reinbek

Die Dermapharm-Tochter Allergopharma soll hier in die Produktion des Biontech-Vakzins einsteigen. Personal wird bereits gesucht und zunächst am Standort Brehna in Sachsen-Anhalt geschult. 

2) Halle (Westfalen)

Im März 2021 soll die Produktion des Impfstoffes von Biontech/ Pfizer beim eigentlich auf Krebsmedikamente spezialisierten Werk des US-Unternehmens Baxter starten. Der Betrieb mit seinen 800 Beschäftigten, der tarifgebunden und mitbestimmt ist, soll binnen 18 Monaten Impfdosen in dreistelliger Millionenhöhe produzieren.

3) Wuppertal

Erstmals in seiner Geschichte wird Bayer einen Impfstoff produzieren — und zwar das Vakzin von Curevac. Start der Produktion ist frühestens am Jahresende. Für 2022 sind 160 Millionen Dosen geplant. Für den Standort sei dies »ein wichtiger Beitrag zur Beschäftigung«, so der Pharmakonzern Bayer.

Bayer Impfstoffproduktion
Foto: © Bayer AG

4) Marburg

In einem von Novartis übernommenen Werk hat Biontech im Februar die Produktion seines Impfstoffs anlaufen lassen. Allein im ersten Halbjahr sollen 250 Millionen Dosen produziert werden. Der Standort ist im Gegensatz zur Zentrale in Mainz tarifgebunden.

5) Mainz

Biontech hat in vielen Regionen der Welt als erstes eine Zulassung für seinen in Mainz entwickelten Impfstoff bekommen. Gigant Pfizer stieg als Partner ein, der Bund gab Hilfen in dreistelliger Millionenhöhe. Zwei Milliarden Dosen wollen die Partner 2021 produzieren.

6) Idar-Oberstein

Hier testet Biontech vor allem die Qualität des Endprodukts, bevor das Vakzin schließlich zur Verwendung freigegeben wird. Produziert wird es hier nicht.

7) Laupheim

Mehr als 100 Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffes wird der Biopharma-Spezialist Rentschler pro Jahr fertigen. 80 neue Stellen sollen geschaffen werden. Rentschler verfügt über einen aktiven Betriebsrat, ist aber aus der Tarifbindung ausgeschert.

Impfstoff-Karte
Foto: © IG BCE

8) Hameln

Im Juli soll die Impfstoffproduktion für Biontech im niedersächsischen Hameln starten. Der Arzneimittelhersteller Siegfried hat dafür Ende 2020 spezielle Maschinen bauen lassen. Die Rede ist von einem Auftrag im hohen zweistelligen Millionenbereich.

9) Dessau

IDT Biologika, selbst in der Vakzin-Forschung aktiv, wird das Mittel von AstraZeneca produzieren. Eine der größten Impfstoffanlagen Europas ist geplant. IDT ist nach Intervention der IG BCE seit 2019 im Arbeitgeberverband.

10) Brehna

Dermapharm produziert in dem Werk bereits seit Oktober 2020 das Vakzin von Biontech/Pfizer.

11) Frankfurt

Am traditionsreichen Standort Höchst hatte Sanofi eigentlich seinen eigenen Impfstoff fertigen wollen. Doch weil der sich verzögert, unterstützen die Frankfurter nun Biontech/Pfizer. Ab Sommer sollen 125 Millionen Dosen geliefert werden.

12) Tübingen

Curevac befindet sich mit seinem Impfstoff quasi auf der Zielgeraden. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte er im Sommer gespritzt werden. Mehrere Hundert Millionen Dosen sollen es noch in diesem Jahr sein. Das Produzieren überlässt Curevac zu großen Teilen anderen: Bayer, Wacker (im Amsterdamer Werk), Rentschler.

Curevac Impfstoffproduktion
Foto: © Curevac

13) Illertissen

Der russische Pharma-Hersteller R-Pharm baut den Standort für die Produktion des AstraZeneca-Impfstoffs aus. Die Kapazität ist auf 500 Millionen Dosen ausgelegt, die an Nicht-EU-Länder gehen sollen.

Corona-Impfstoffproduktion
Herausforderung für die Beschäftigten

Die Produktion der Impfstoffe gegen Corona läuft auf Hochtouren. In Deutschland wirken IG-BCE-Kolleginnen und Kollegen maßgeblich mit. Wie sind die Arbeitsbedingungen vor Ort, wie ist die Stimmung, gibt es Probleme? Wir haben bei Betriebsräten nachgefragt.