Eine von uns

Inside Bundestag

Alle diskutierten über das Bürgergeld. Johanna Bohn war dabei, als es beschlossen wurde.

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Foto: © Privat

Die 22-jährige Chemielaborantin hatte bei der »Woche für Gewerkschaftsjunior*innen bei der SPD-Fraktion« die Gelegenheit, einen Bundestagsabgeordneten durch die Sitzungswoche zu begleiten. »Ich habe nicht lange überlegt, ob ich mich bewerben soll«, erzählt sie. »Denn das können nicht viele von sich sagen, dass sie die Bundestags-Insides miterlebt haben.

«Kurzentschlossen und engagiert ist Johanna Bohn auch sonst. Kaum hatte sie 2018 ihre Ausbildung bei Roche Diagnostics in Mannheim begonnen, stand die Wahl zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) an. Johanna wurde prompt gewählt. Mittlerweile ist sie JAVVorsitzende und im Bezirks-Jugendausschussder IGBCE aktiv.Theoretisch könnte sie vom Arbeitgeber für ihre Arbeit in der JAV freigestellt werden, praktisch ist das aber zurzeit nicht möglich. »Das ist ein ganz schöner Spagat«, seufzt sie. »Zum Glück steht mein Chef voll hinter mir.
«Bei einer Veranstaltung der IGBCE für neue Azubis sprach ihr zuständiger Gewerkschaftssekretär sie auf die Einladung der SPD-Fraktion an. Die Bewerbung war unkompliziert und die Zusage schnell im Postfach. Johanna Bohn wollte gerne zu einem Abgeordneten, der im Ausschuss für Arbeit und Soziales mitarbeitet, und wurde Jan Dieren zugeteilt. Sie begleitete ihn zu Terminen und Ausschusssitzungen und erhielt Einblicke in die Arbeit im Abgeordnetenbüro. Doch das Highlight der Woche war für sie, hautnah die Beratungen und schließlich die Abstimmung zum Bürgergeld mitzuerleben: Von der Arbeitsgruppe der Fraktion über den Sozialausschuss bis zum Plenum des Bundestages. Was sie am meisten überrascht hat? »Die Arbeitszeiten. Hui!«, entfährt es ihr. Die Abgeordneten sitzen schichtweise im Plenum,
wenn die Debatten bis in die Nacht dauern. Jan Dieren hatte nach einem langen Tag noch die letzte Schicht von zwei bis fünf Uhr morgens. Beeindruckt hat Johanna Bohn auch, wie viel Zeit sich die Abgeordneten nahmen, um mit den jungen Gewerkschafter*innen zu diskutieren. Selbst Bundeskanzler Olaf Scholz stand der 23-köpfigen Gruppe ausführlich Rede und Antwort.
Was von der Woche bleibt?
Außer unvergesslichen Eindrücken ein dichtes Netzwerk aus Engagierten verschiedener Gewerkschaften.
Um sich mehr in der Politik einzubringen, fehlt Johanna Bohn gerade die Zeit: Sie hat eine Weiterbildung angefangen.
Doch in Zukunft? Wer weiß!

Artikel: Anne Beelte-Altwig