Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und IGBCE-Vorstandsmitglied Francesco Grioli diskutierten auf der JAV-Konferenz vor und mit mehr als 200 JAVis in Berlin über die Themen Ausbildung und Fachkräftemangel. Einig waren sie sich darin, dass jetzt schnell gegengesteuert werden muss.
Sieben Millionen: So viele Arbeitskräfte gehen dem deutschen Arbeitsmarkt bis 2035 verloren. Das liegt vor allem daran, dass die geburtenstarken Baby-Boomer-Jahrgänge bald in Rente gehen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und IGBCE-Vorstandsmitglied Francesco Grioli erörterten auf einer rund einstündigen Podiumsdiskussion Lösungsansätze, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Diskussion am Dienstagabend war ein Programmpunkt auf der bundesweiten dreitätigen JAV-Konferenz der IGBCE in Berlin.
„Wenn wir das Problem jetzt nicht anpacken, wird’s größer“, betonte Heil gleich zu Beginn der Diskussion und hob den Stellenwert der Ausbildung hervor: „Wir brauchen nicht nur Master, sondern auch Meister.“ Ein wichtiger Schritt, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, sei die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsgarantie. Diese sieht beispielsweise vor, junge Menschen mit Azubiwohnheimen oder Mobilitätsprämien zu unterstützen, damit sie ihre Ausbildung auch in anderen Regionen absolvieren können. Denn in einigen Teilen Deutschlands gibt es noch immer eine Unterversorgung an Ausbildungsplätzen. Außerdem vorgesehen ist ein Rechtsanspruch auf eine überbetriebliche Ausbildung. Das erklärte Ziel: „Niemand fällt ins Nichts.“
Neben der Aus-, sei auch die Weiterbildung essentiell: „Deutschland muss Weiterbildungsrepublik werden!“, fordert Heil. Auch das sei ein Beitrag zur Fachkräftesicherung, gerade in Zeiten von Transformation und Digitalisierung. Weitere wichtige Hebel um den Fachkräftemangel zu beheben, seien die Erhöhung der Frauenerwerbsquote und Zuwanderung. Er betont: „Wir brauchen kluge Köpfe und helfende Hände aus anderen Ländern“.
Grioli, im Vorstand der IGBCE für die Themen Jugend und Ausbildung zuständig, beklagte, dass viele Betriebe sich trotz der klaren Analyse ihrer demografischen Situation, nicht dementsprechend verhielten. „Das Ausbildungsverhalten unserer Unternehmen ist zurückgegangen. Wenn das so weitergeht, haben wir ein großes Problem“, so Grioli. „Wir haben viele Ideen und Instrumente dafür, Menschen in Arbeit zu bekommen“, betonte er. Jede Investition in dem Bereich lohne sich. Dafür sei es aber notwendig, dass sich an den unternehmerischen Entscheidungen etwas ändere. Er unterstrich: „Die Unternehmen sind diejenigen, die jetzt ihre Arme öffnen und mehr junge Menschen aufnehmen müssen.“
Im Anschluss an die Diskussion nutzten die JAVis vor Ort die Möglichkeiten, ihre Fragen zu stellen. Unter anderem interessierte sie der Status von dual Studieren, die Möglichkeit von JAV-Mitbestimmung bei Einstellungsstopp-Verfahren oder der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt. Heil betont in diesem Zusammenhang: „Wir müssen dafür sorgen, dass KI den Menschen dient, nicht umgekehrt.“ Dafür brauche es klare Regeln.