Gewerkschaften

Viel Vertrauen in IG BCE

Die IG BCE genießt bei den Beschäftigten in ihren Branchen ein hohes Maß an Zustimmung und Vertrauen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung. Die Gewerkschaft gilt als Garant für gute Tarifverträge.  

Fahnen IG BCE
Foto: © Christian Burkert

Gewerkschaften werden von den Beschäftigten als wichtige Kraft zur Durchsetzung ihrer Interessen gesehen, etwa bei Tarifverhandlungen, aber auch bei drohendem Stellenabbau. Das ist ein Ergebnis einer qualitativen Befragung von Arbeitnehmer*innen aus sieben Branchen, die die IG BCE vertritt. Die IG BCE genießt bei ihren Mitgliedern demnach ein hohes Maß an Zustimmung und Vertrauen. Sie gilt als Garant für gute Tarifverträge und Arbeitsbedingungen, der sich erfolgreich für die Belange der Belegschaften einsetzt.

Mit Sorge blicken die Befragten hingegen auf die zunehmend stärkere Polarisierung in der Gesellschaft, vor allem die sich weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich. „Unsere Beschäftigten erwarten mehr Verteilungsgerechtigkeit, damit die Gesellschaft nicht weiter auseinanderdriftet“, kommentierte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis die Ergebnisse. „Es ist höchste Zeit, mehr Solidarität zu wagen.“

Vor allem die Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen – etwa durch befristete Verträge oder steigende Zahlen bei der Leiharbeit – wird kritisch beurteilt, ebenso wie die Gefahr von Altersarmut. Beispiele von Rentner*innen, die trotz 45-jähriger Berufstätigkeit kaum von ihrer Rente leben können, gelten als Schreckgespenst eines als dysfunktional empfundenen Rentensystems.

In den Interviewgruppen wird die allgemeine Lage dennoch – und trotz der andauernden Corona-Krise - überwiegend positiv bewertet. So werden das Gesundheits- und Bildungssystem, der hohe Lebensstandard und die soziale Absicherung im internationalen Vergleich als sehr gut angesehen. Auch die staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise (etwa in Bezug auf das Kurzarbeitergeld) werden positiv betrachtet. Hoch geschätzt werden zudem demokratische Werte wie Offenheit, Meinungsfreiheit und das deutsche Rechtssystem. Man sei froh, dass das politische System vor Ort sicher und stabil ist, sagten die Befragten in den qualitativen Interviews. Sie erklärten unter anderem, Deutschland habe ein „super Sozialsystem“ und man sei im internationalen Vergleich „sehr weit vorn“ in Sachen Gesundheitssystem und soziale Absicherung.

Die eigene wirtschaftliche Situation wird überwiegend als gut bis sehr gut bewertet. Die meisten Teilnehmer*innen erklärten, sie würden viele zusätzliche Leistungen zur Altersvorsorge sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhalten. Grund dafür seien die guten Tarifverträge in den Branchen der IG BCE. Die Rolle der Gewerkschaften insgesamt und speziell der IG BCE wird als positiv bewertet. Für die Mehrheit der Befragten sind Gewerkschaften „unverzichtbare Akteurinnen“. Vor allem das Konzept der starken Sozialpartnerschaft und guter Abschlüsse, für das die IG BCE steht, fand breite Zustimmung. Die Befragten sehen die zahlreichen guten Tarifabschlüsse und Verhandlungserfolge der IG BCE als Beleg dafür, dass ihre Gewerkschaft auch ohne Streiks in der Lage sei, gute Tarifverträge auszuhandeln. Das zeuge von Professionalität und Stärke.

Auch die politische Polarisierung in Deutschland treibt die Befragten um. Eine besondere Anfälligkeit für rechtspopulistische Argumentationsmuster zeigte sich in den Interviews nicht. Vielmehr sahen die Teilnehmer*innen das Erstarken des Rechtspopulismus als Gefahr und äußerten größtenteils Sorge über die hohen Wahlergebnisse der AfD. Zudem befürchteten die Befragten, dass durch die Covid-19-Pandemie Verschwörungstheorien eine Konjunktur erleben. Von der IG BCE wünschten sich die Teilnehmer*innen in diesem Zusammenhang, dass sie sich gegen extremistische Positionen stellen, dabei aber überparteilich bleiben solle.

Grundsätzlich begrüßt wird von den Befragten der generelle Wandel Richtung Klima- und Umweltschutz. Unterschiedliche Meinungen zeigen sich allerdings beim Tempo der Umsetzung: Einige  erklärten, dass ihnen die Energiewende nicht schnell genug vorangehe, andere wiederum empfinden den Ausstieg als überstürzt.

Für die Fokusgruppenbefragung haben sich 62 Teilnehmer*innen an fünf Standorten (Hannover, Ruhrgebiet, Mannheim, Merseburg/Leuna, Cottbus) im September in Kleingruppen an qualitativen Interviews beteiligt. Die Befragten hatten tendenziell einen höheren Bildungsabschluss, waren häufiger in größeren Betrieben beschäftigt und zu zwei Dritteln männlich.  Es waren sowohl Gewerkschaftsmitglieder als auch Nicht-Mitglieder unter den Teilnehmer*innen. Die Teilnehmer*innen kamen aus sieben Branchen, der chemischen Industrie, der pharmazeutischen Industrie, Kunststoff, Energie, Glas- und Keramikindustrie, Papierindustrie und Autmobilindustrie.