Bundesweites Pilotprojekt zur Altersvorsorge

Rentenberatung direkt im Betrieb

Die Werkskantine des Lithium-Herstellers Albemarle in Langelsheim war gefüllt und die Stimmung gut: Etwa 150 Mitarbeiter des Betriebs sowie der benachbarten Firmen Synthomer Deutschland und Chemetall hörten sich Details zur Kooperation an, die die Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, die Verbraucherzentrale Niedersachsen sowie die IG BCE gemeinsam geplant hatten. Die Kooperation stellt in der deutschen Beratungslandschaft eine Neuheit dar und wurde von der IG BCE angestoßen.

Rentenberatungstag direkt im Betrieb

Beschäftigte informieren sich beim Rentenberatungstag.

Foto: © Helge Krückeberg

Bei der Auftaktveranstaltung präsentierten die drei Kooperationspartner, worum es aus Sicht der jeweiligen Institution beim Thema Altersvorsorge geht. Typische Themen der Veranstaltung waren: Wie wird meine Rente versteuert? Kann ich es mir finanziell leisten, zum gewünschten Zeitpunkt in Rente zu gehen. Oder auch: Wie kann ich mein Geld risikoarm anlegen? Die Rentenversicherung war durch Stefan Adam vertreten, die Verbraucherzentrale durch Anke Bliesener und die IG BCE durch Nils Hindersmann. Die IG BCE beleuchtete insbesondere die politische Lage: „Die IG BCE macht sich politisch für eine Stabilisierung des gesetzlichen Rentenniveaus stark“, sagte Nils Hindersmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik/Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Die gesetzliche Rente wird für eine Sicherung des Lebensstandards im Alter allein aber nicht ausreichen. Deshalb wollen wir die betriebliche Altersvorsorge weiter stärken“, so Hindersmann weiter.

Die IG BCE sieht in diesem Projekt eine gute Möglichkeit, ihre Mitglieder in verschiedenen Lebensphasen als verlässliche Ansprechpartnerin auch über die klassischen tarifpolitischen Themen hinaus zu begleiten. Karin Erhard, im geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE und zuständig für Sozialpolitik, sagte vorab: „Die Absicherung im Alter gehört für unsere Mitglieder zu den brennendsten Zukunftsfragen. Mit den Rentenberatungstagen wollen wir sie dabei unterstützen.“

Betriebsratsvorsitzender Michael Bachmann von Albemarle ist angetan von dem Projekt. Er sieht das Pilotprojekt als Möglichkeit, für das Thema Altersvorsorge im Betrieb zu sensibilisieren. Bachmann erklärt: „Ich erlebe es immer wieder, dass einige Kolleginnen und Kollegen sich kaum mit ihrer Altersvorsorge beschäftigen.“

Nach der Vorstellung der drei Kooperationspartner folgten anschließend direkt die ersten Beratungstermine von Rentenversicherung und Verbraucherzentrale.

Jörg Schumacher von der Firma Synthomer Deutschland war bei der Beraterin der Rentenversicherung. Für ihn bestätigte sich durch die Beratung, dass er seine Situation richtig eingeschätzt hat: „Ich habe jetzt mehr Klarheit und Sicherheit.“ Zum Projekt selbst bemerkt er: „Die Idee, dass sowas mal vor Ort kommt, ist super. Das sollte auch weitergeführt werden.“, betont er.

Petra Speckmann-Johnsen ist kaufmännische Angestellte bei Albemarle. Zunächst ließ sie sich bei der Verbraucherzentrale zu Geldanlagen als Altersvorsorge beraten und war überrascht: „Der Berater hat mir kein Produkt empfohlen. Er hat meine Fragen beantwortet und mir gezeigt, wo ich mich weiter informieren kann. Ich fand das seriös und kompetent.“ Die anschließende Rentenberatung hielt sogar eine Überraschung für Speckmann-Johnsen bereit: Ihre Wartezeit von 35 Jahren hat sie inzwischen erbracht. Dadurch hat sie die Möglichkeit, früher in Rente zu gehen, wenn sie möchte. Speckmann-Johnsen bemerkt: „Es waren sehr wertvolle Gespräche für die weitere Lebensplanung.“