Branchenbericht Papier

Fit für die Transformation

Die deutsche Industrie befindet sich in einem anspruchsvollen Transformationsprozess. Digitalisierung und Klimaschutzziele setzen Betriebe unter Druck. Die Stiftung Arbeit und Umwelt der IG BCE beleuchtet in ihrer Reihe "Branchenausblick 2030+" Lage und Herausforderungen der Industriebranchen aus dem Organisationsbereich der IG BCE. Im ersten Teil: die papier und zellstofferzeugende Industrie.

Tarifrunde Papier 2019
Foto: © iStockphoto/Gabriela Schaufelberger

Die deutsche Papierbranche gehört zu den rohstoff- und energieintensiven Industrien des Landes, deswegen ist sie besonders von den anstehenden Transformationsanforderungen betroffen. Nach der Metallerzeugung und der Chemieindustrie gehört sie zu den energieintensivsten Segmenten. Neben den anspruchsvollen klima- und energiepolitischen Herausforderungen spielen die Themen Globalisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel eine entscheidende Rolle. In der jüngeren Vergangenheit unterlag der Papiermarkt einigen Veränderungen: So ist die Produktion grafischer Papiere zurückgegangen (vor allem wegen sinkender Zeitungsauflagen), im Bereich Verpackungspapiere hingegen gestiegen – eine Folge des zunehmenden Online-Handels. Auch bei Hygiene- und Spezialpapieren konnte ein leichter Zuwachs verzeichnet werden, der durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde.

In der papiererzeugenden Industrie arbeiten knapp 40 000 Beschäftigte in mehr als 150 Unternehmen (2019). Die Zahl ist zwar leicht rückläufig, blieb im vergangenen Jahrzehnt aber insgesamt relativ stabil. Der globale Papierverbrauch hingegen steigt seit Jahren. »Die wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen, die eine Zunahme der Papierproduktion bewirken, sind Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie steigender Wohlstand und Lebensqualität«, heißt es dazu von der zuständigen Industriegruppe der IG BCE.

Grundsätzlich seien die papiererzeugenden Unternehmen in Deutschland so gut aufgestellt, dass sie die vielen gleichzeitig stattfindenden Transformationsprozesse bewältigen könnten, urteilt die Studie: Im Internationalen Vergleich sei die Branche innovativ und ressourceneffizient. Theoretisch sei es möglich, die Ziele in Bezug auf Treibhausgasneutralität 2050 und Nachhaltigkeit durch eine Umstellung auf neue Technologien, Produkte und Prozesse zu erreichen.

Allerdings seien Innovationssprünge sowie der konsequente Ausbau der erneuerbaren En-ergien notwendig, um die Elek­trifizierung und Dekarbonisierung (Reduzierung von kohlenstoffhaltigen Energieträgern) der Papierherstellung umsetzen zu können.

Im Vergleich zu anderen Zweigen des verarbeitenden Gewerbes ist die Papierbranche stark von der Kreislaufwirtschaft geprägt. Bereits heute decken die deutschen Unternehmen mehr als drei Viertel ihres Rohstoffbedarfs aus Altpapier. Das kann zum Problem werden, da die Qualität der verfügbaren Altpapiere nicht immer den Qualitätsvorgaben des Produktionsprozesses entspricht. Zusätzliche Gefahren für die Branche liegen in der zunehmenden internationalen Konkurrenz sowie steigenden Rohstoff- und Energiekosten. Denn die Aufbereitung von Altpapier gehört zu den CO2-intensivsten Prozessschritten der Branche. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit ergibt sich daher teilweise ein Zielkonflikt »zwischen einem erhöhten Recyclingbedarf (Altpapiereinsatz) und der notwendigen Minderung des CO2-Ausstoßes der Branche«, so die Autoren der Studie.

Betrachtet man die Technologieentwicklung, gibt es laut Branchenausblick auch Innovationsansätze, die die Nachfrage nach Papierprodukten in Zukunft weiter steigern könnten. So könnte sich Papier verstärkt zur Alternative zu Kunststoff- und Leichtbauprodukten entwickeln. Bereits heute werden extrem reißfeste Krepp-Papiere in der Autoindustrie genutzt. Auch die Fertigung von Papier Möbeln oder Konservendosen aus Papier sowie Papier im Baubereich gelten als Wachstumsfelder der Zukunft.

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